EUROplast in Plastverarbeiter Ausgabe 09/ 01
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Die Praxis hat gezeigt, dass bei Neuentwicklungen im Bezug auf die Werkstoffauswahl oftmals falsche Wege beschritten werden, die später nur schwer zu korrigieren sind. Wird ein neues Produkt kreiert, so müssen in einem frühen Stadium der Konstruktion bereits die Werkstoffe weitgehend eingegrenzt werden, auf die dann zum Beispiel Festigkeitsberechnungen oder Schwindung aufbauen. Einige Eigenschaften sind mit gemittelten echten Werten versehen, andere nur mit Schulnoten um vergleichen zu können (1: hoher Wert / 6: niedrigster Wert)
Wird der Rohstoffpreis zu spät betrachtet, weil die Werkstoffauswahl unter rein tech-nischen Aspekten erfolgte, kann dies ein ganzes Projekt gefährden oder zumindest enorm verzögern. Die Preise unterliegen jedoch, vor allem bei Standardkunststoffen, einer großen Schwankungsbreite. Hier dargestellt ist eine Momentaufnahme im mittleren Qualitätsniveau, bei Abnahmemengen von etwa 1000 kg (Stand: 9/2001).
Die Dichte des Werkstoffes gebt, außer bei der Berechnung des Eigengewichtes, auch bei der Kalkulation ein, da das Volumen eines Kunststoffteils vorgegeben ist und sich das Gewicht erst durch das spezifische Gewicht errechnet. Hier ist die Betrachtung des Volumenpreises eine interessante Aussage.
Mit Festigkeit ist hier die Zugfestigkeit gemeint, wissentlich der Tatsache, dass Bauteile aus Kunststoff vorwiegend nach der maximalen Dehnung berechnet werden. Das heißt, man definiert die Umgebungseinflüsse, und dann sucht man in den Tabellen die Festigkeiten, die man dem Bauteil zumuten kann um die maximale Grenzdehnung nicht zu überschreiten.
Die Höhe der Belastung, der ein Bauteil ausgesetzt ist, ist entscheidend für die Temperaturbeständigkeit. Weiterhin ist auch wichtig, wie lange ein Bauteil der hohen Temperatur ausgesetzt wird. Die hier angegebenen Werte sind Mittelwerte der Ge-brauchstemperatur bei mittlerer Einwirkungszeit und dienen nur als Anhaltspunkte.
Für den Konstrukteur ist es wichtig zu wissen, wieweit der Werkstoff in der Form fließt. Hier sind mittlere Fließlängen bei 2 mm Bauteildicken genannt. Wichtig ist zu wissen, dass die Fließwege bei dickeren Wandstärken überproportional ansteigen. Weiterhin gibt es in jeder Werkstoffgruppe auch Typen mit besseren und schlechteren Fließeigenschaften. Und zuletzt muss erwähnt werden, dass man durch die Heißkanaltechnik mit Mehrfachanbindungen die Möglichkeit hat Teile mit hohem Wanddicken-Fliesswegverhältnis herzustellen.
Für die Verarbeitungsschwindung beim Spritzgießen sind nur Mittelwerte bei 2 – 3 mm Wandstärke und optimaler Teileverarbeitung angegeben, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Durch von den Herstellerangaben abweichende Werkzeugtemperaturen, sowie durch unzureichende Temperierungskanäle im Werkzeug und durch extreme Zykluszeiten können die echten Schwindungswerte stark von den hier angegebenen Werten abweichen. Aus diesem Grunde sind die Angaben der Rohstoffhersteller auch oft in einem weiten Bereich angegeben.
Die Entformungsschrägen sind wichtig zur ziehriefenfreien Entformung der Bauteile. Durch die unterschiedliche Schwindung der Materialien schwanken auch die nötigen Entformwinkel. Weiterhin benötigen dünne Wandstärken größere Entformschragen als dickere Wandstärken. Die VDI-Stufe 30 entspricht dabei einer mittleren Struktur mit der Raubtiefe von 3,5 ‚um, wobei das Werkzeug wegen der etwas reduzierten Abbildung mit der VDI-Stufe 33 ausgeführt werden sollte.
Der mittlere Werkzeuginnendruck ist zum einen eine Kalkulationsgröße für die Auslegung der Spritzgießmaschine, wobei hier je nach Geometrie des Bauteils stärke Schwankungen auftreten können, zum anderen nehmen mit zunehmendem Werkzeuginnendruck auch die Entformkräfte zu. Die Anzahl und Ausführung der Auswerfer muss an diese Kräfte angepasst werden.
Die Schlagzähigkeit ist ein wichtiger Aspekt für die Alltagstauglichkeit von Kunststoffbauteilen. Außerdem tragt die konstruktive Auslegung wesentlich zur Haltbarkeit eines Bauteils nach Schlagbeanspruchungen bei. Der Einfluss der Wasseraufnahme bei Polyamid und die generelle Möglichkeit der Schlagzähmodifikation mit zum Beispiel Elastomermodifikatoren sollten hier erwähnt werden.
Die Chemikalienbeständigkeit eines Kunststoffes ist ein sehr komplexes Thema, da neben der Vielzahl der chemischen Substanzen auch deren Konzentration und die Umgebungstemperatur eine große Rolle spielen. Hinzu kommt, dass die meisten gebräuchlichen Chemikalien Mischungen aus einer Vielzahl von Einzelsubstanzen sind. Dies führt dazu, dass man sich bei der Beurteilung der Chemikalienbeständigkeit durch lange Listen von Substanzen quälen muss und die Mittel mit denen das Bauteil später in Berührung kommt oft nicht getestet wurden oder diese Substanzen schwer zu bestimmen sind. Generell und sehr vereinfacht kann man sagen: Amorphe Kunststoffe (meist durchsichtige Kunststoffe, wenn nicht eingefärbt sind schlecht chemikalienbeständig. Teilkristalline Kunststoffe (meist undurchsichtige Kunststoffe, wenn nicht eingefärbt) sind gut chemikalienbeständig.
Wenn man von besonderen Verarbeitungsverfahren (mit sehr schnellen Abkühlge-schwindigkeiten) absieht, so sind alle amorphen Kunststoffe mehr oder weniger transparent und alle teilkristallinen Kunststoffe opak und bei geringer Wandstärke transluzent. Eine Ausnahme bildet hier jedoch das ABS, das opak ist obwohl amorph, da es aus verschiedenen Rohstoffen copolymerisiert wurde, was die Lichtbrechung beeinflusst. Grundsätzlich ist anzumerken, dass an Kunststoffteile häufig zu hohe Maßanforderungen gestellt werden. Oft kann man jedoch durch eine kunststoffgerechte Konstruktion größere Toleranzen verkraften.
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